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Schreiben – wie geradlinig soll es laufen?

Stück für Stück oder ordentlich nacheinander: Wie schreibst du? Wir haben ganz viele Sachen im Kopf, wie „richtig“ schreiben funktioniert und „richtig“ arbeiten, letztendlich vielleicht: „richtig“ leben. Manches davon ist schon sinnvoll: Wenn ich viel schaffen will, ist es sicher schlau, einen Plan zu haben und einen Weg, an dem ich mich entlang arbeite, um zum Ziel zu kommen. Doch da ist schon die nächste Frage: Was bedeutet „viel schaffen“ für dich und in deinem aktuellen Projekt? Und vor allem: Was bedeutet es beim Schreiben? Viel Text? Guten Text? Viel guten Text? Und was ist guter Text – allgemein und im Besonderen in diesem Projekt, an dem du gerade arbeitest?  

Beim Planen stellt sich außerdem die Frage: Welche Ziele stecke ich mir? Sind die realistisch? Oder funktioniert das, was ich mir als Ziel setze, einfach nicht? Zumindest nicht für mich? Weil es zu viel auf einmal ist? Weil es mich langweilt und ich es deshalb nicht angehen will? Weil es nicht das richtige Ziel für mich ist, egal, wie gern ich diesen Aspekt ignorieren würde? Was ich sagen will: Es gibt keinen Weg zu schreiben, der für alle passt. Aber es gibt deinen Weg. Der muss vielleicht immer wieder mal neu gefunden werden – was bei dem einen Text gut geklappt hat, passt beim nächsten auf einmal gar nicht mehr.

Mir scheint deshalb wichtig, sich bewusst zu fragen: Was ist für mich richtig? Was funktioniert für mich? Bist du jemand, der gern plant und dem das Sicherheit gibt? Oder liegt es dir eher, drauflos zu schreiben und erst später zu schauen, wohin dich das Geschriebene geführt hat und zu sortieren, was davon du für deinen Text schlussendlich brauchst?  Wenn es irgendwie machbar ist, gib dir die Möglichkeit, es auszuprobieren. Auch wenn es zunächst mal nach einem zusätzlichen Aufwand klingt, empfehle ich das Folgende: Führe ein Tagebuch über dein Schreiben (oder dein Arbeiten oder was auch immer du gern näher kennenlernen willst an dir). Nicht in erster Linie, um es zu optimieren, sondern um mehr Freude dabei zu haben. Denn wenn du dir regelmäßig Notizen machst, was gut lief und warum und was gar nicht geklappt hat, wird dir viel eher bewusst, was für dich und in deinem aktuellen Leben funktioniert und was eben nicht: Schreiben am Morgen? Schreiben nachts? Einen ganzen Tag lang oder in kürzeren Zeitabschnitten? Brauchst du Leben um dich rum oder eine ruhige Umgebung? Ordnung oder Gewusel, um inspiriert oder konzentriert zu arbeiten? Schreiben an einer Struktur entlang und am Ende des Tages sehen, wie viele Seiten du deinem Text hinzufügen konntest? Oder mehrere kurze Textabschnitte schreiben, die du später zusammenfügen wirst? Erstmal plotten? Oder zuerst drauflos schreiben, um zu sehen, wohin deine Figuren wollen?

Wenn du (anhand deiner Notizen) merkst, dass dir Struktur guttut, dann versuche, dir welche zu schaffen. Wenn du merkst, dass sie dich einschränkt, lass ein bisschen davon los. Das mag banal klingen, letztendlich ist es das auch. Dennoch, wenn wir ehrlich sind: wir tun es nicht, obwohl es so einfach scheint. Oder? Also, wenn du es schaffst, einfach anzufangen, dann ist das schon viel. Und dann durchhalten, einen Tag nach dem anderen.  

Hier gleich mal noch ein paar Tipps, was dir ganz konkret beim Schreiben nützlich sein kann:

  1. Schreibe jeden Tag ein bisschen was. Vielleicht machst du es dir zur Gewohnheit, dir morgens beim Start in den Tag aufzuschreiben, was du heute schaffen willst? Oder du machst ein kleines Schreibspiel (einige davon findest du auf meiner Schreibberatungsseite. Oder ein morgendliches 10-Minuten-Freischreiben: Schreibe zehn Minuten lang ununterbrochen alles auf, was dir durch den Kopf geht. Egal, wie sinnlos dir das gerade erscheinen mag, immer weiterschreiben. Wenn keine Ideen kommen, schreibst du genau das auf: „Mir fällt nichts ein, man, was für eine Übung soll das denn sein, ich habe immer noch keine Idee, das geht mir wirklich auf die Nerven …“ ohne den Stift abzusetzen, immer weitermachen, zehn Minuten lang.  Probiere es mal aus, es funktioniert auch gut, wenn du vorm leeren Blatt (oder der leeren Datei) sitzt und es einfach nicht losgeht. Einfach schreiben, ohne zwischendurch zu kontrollieren und direkt zu korrigieren, das liest jetzt niemand außer dir! Und dieser Tipp führt direkt zum zweiten:
  2. Kreiere dir Schreibroutinen. Wie beim Sport und allem, was wir gern vor uns herschieben, hilft es, sich einfach stumpf Routinen auf den Plan zu setzen und gar nicht erst anzufangen, mit sich selbst und dem inneren Widerstand zu verhandeln, ob jetzt der richtige Moment ist und man nicht lieber wann anders … Nein. Du setzt dich jeden Tag um dieselbe Zeit hin und schreibst deine zehn Minuten oder arbeitest zwei Stunden an dem Text oder tust etwas anderes, das du dir auf den Plan gesetzt hast. Ohne innere Diskussion. Alles andere kann jetzt warten, das Schreiben steht auf dem Plan und wird erledigt.
  3. Die Balance finden: Nicht zu viel auf einmal. Es reicht, erstmal eine einzige Schreibroutine einzurichten und die auch durchzuziehen. Nicht gleichzeitig alle möglichen anderen Sachen starten. Eine einzige für diesen Moment. Wenn du die 30 Tage durchgehalten hast, kannst du noch etwas weiteres Neues ausprobieren. Aber jetzt nicht zu viel auf einmal, sonst bleibst du mit unzähligen angefangene Projekten auf der Strecke und das ist extrem frustrierend. Wetten, du weißt das schon?

Jetzt erst einmal viel Freude beim Ausprobieren und Entdecken: Was erfährst du wohl dabei über dich und dein Schreiben?

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